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Signaturenlehre

10. 03. 2023

Die Kunst die Zeichen der Natur zu lesen
Am Beispiel des Frühlingsboten Bärlauch

 

 

Das Signaturenlesen ist wohl eines der ältesten Wege um die Heilwirkungen einer Pflanze zu erkennen. Sie ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit. Wie sonst hätten Menschen früher, sich die Heilkräfte der Pflanzen erschließen können? Nicht nur die europäische traditionelle Heilkunde (TEM), sondern auch jahrtausendealte Heilsysteme, wie die traditionelle chinesische Medizin (TCM), das Ayurveda aus Indien, oder die tibetische Kultur stützen sich auf die Zeichen der Signaturen.

 

Das Lernen aus der Natur, ist auch eine Rückbesinnung in unserer so schnelllebigen Welt. Wer nimmt sich heute noch Zeit, in einer Wiese zu sitzen dem Summen der Bienen zu zuhören, unter einem Baum zu verharren und dem flüstern der Blätter zu lauschen, oder ein Kräutlein über ein ganzes Jahr zu beobachten? Alles muss schnell gehen. In der Wissenschaft geht es um die Reduzierung auf einzelne bewiesene Wirkstoffe einer Pflanze, die sicherlich sehr oft hilfreich sind, aber nie das ganze Wirkspektrum einer Pflanze wiedergeben können. Das sehen wir am Beispiel der Erfolgsgeschichte der Acetylsalycilsäure, des Aspirins.  Ein altbekanntes Naturheilmittel, dass ursprünglich aus der Weidenrinde synthetisiert wurde.

 

Signaturen sind also Zeichen die eine Pflanze zeigt, von denen auf eine Heilwirkung geschlossen wird. Dabei ist das Benutzen der Sinne – Sehen, Fühlen, 

 

Signaturenlehre

Signaturenlehre

Signaturenlehre

Signaturenlehre

 

Riechen, Schmecken und Hören eine wichtige Gabe. Der Arzneimittelhersteller Ceres schreibt zur Signaturenlehre:

„Der Mensch kann aber nur das Wesen in der Signatur erkennen, wenn er gelernt hat, mit den Augen des Herzens zu sehen.“

 

Vor allem Paracelsus (1493 – 1541) haben wir es zu verdanken, dass das seit dem Altertum bekannte Wissen der Signaturen vertieft und systematisiert wurde. Die Alchemie und später auch die Anthroposophie wären ohne die Signaturenlehre nicht verständlich.

 

Paracelsus benennt drei Stufen um Erkenntnis zu gewinnen.

 

Die erste Stufe ist Wissen vom Hörensagen zu übernehmen. Die zweite Stufe ist die Erfahrung, weil man das Gelernte bestätigen und vertiefen kann. Die dritte Stufe sieht auch die hinter der Erfahrung liegenden geistigen Prinzipien. Das Lesen der Signatur ist nicht nur in Pflanzen, sondern in allen Dingen der Natur und des Lebens möglich und es ist wirklich eine Kunst. 

 

Kritiker und Rationalisten führen an, dass zum Beispiel  über die Farbe nicht auf die Heilwirkung einer Pflanze geschlossen werden kann. Nicht alle Pflanzen die gelb blühen sind gut für Leber und Galle und es gibt auch blaublühende Pflanzen, die gut für die Leber sind. Darum geht es aber nicht. Das macht die Signaturenlehre nicht aus. Es ist vielmehr ein größtmögliches Erfassen von verschiedenen Faktoren, aber auch ein intuitives sich an näheren,  die auf das Wesen der Pflanze schließen lassen.

 

Im folgenden soll am Beispiel des  Frühlingsboten  – dem Bärlauch – die Kunst des Signaturenlesens verdeutlicht werden. Wir versuchen in das Wesen des Bärlauchs durch ein paar wegweisende Faktoren einzutauchen.

 

Bärlauch auf Pumpernickel

Bärlauch Ende April

Signaturenlehre

 

Der Bärlauch wird lateinisch Allium ursinum genannt.

Der NAME setzt sich aus allium für Lauch und ursus für Bär zusammen. Er gehört zur Familie der Amarrylisgewächse und ist mit dem Knoblauch, der Zwiebel und dem Schnittlauch, den Zwiebelgewächsen, verwandt. Pfarrer Künzle schreibt in seinem Buch Chrut und Unchrut: „Schon die alten Römer gebrauchten ihn fleißig, weshalb er den Name Roman-Salat (römischer Salat) erhielt, woraus dann der Mundartname – Rämschelen – entstanden ist. Volkstümlich erzählt man sich, dass der Bär nach seinem Winterschlaf, sich des Bärlauchs bedient, um seine Lebenskräfte wieder zu wecken und Ablagerungen aus dem Darm auzuscheiden.

 

Im Mittelalter hatte er den Namen herba salutaris was übersetzt „Gesundheitskraut“ heißt. Weitere Namen sind Knoblauchspinat, wilder Knoblauch, Waldknoblauch, Rinsenknoblauch, Hundsknoblauch, Hexenzwiebel, Ramsen oder Waldherre.

 

FORM

Aus einer weißen kleinen länglichen Zwiebel, und einem weißen Blattschaft, wachsen direkt die Stängel die sich zu lanzettförmigen Blättern entwickeln. Die grüne  (FARBE) Blattoberseite glänzt und ist dunkler, als die Blattunterseite. Der Bärlauch ist einer der ersten Frühlingskräuter, die den Frühling einläuten (RHYTHMUS). Im April und Mai bildet der Bärlauch oberhalb des Stängels eine weiße Blütendolde aus, die aus 6 – 25 Blüten besteht.  Eine Blüte hat jeweils 6 weiße Blütenblättchen  (FARBE) und 6 halb so lange Staubblätter. Aus der Blüte bildet sich dann eine dreigeteilte Kapsel, aus der drei kleine schwarze Samen hervorgehen. Diese Samen werden meist von Ameisen fortgetragen, und sichert so die Verbreitung (FORTPFLANZUNG). Der Bärlauch ist sehr fortpflanzungsfreudig, ausdauernd und mehrjährig.

 

GERUCH

Vor allem an einem sonnigen Tag begegnet einem der lauchartige Geruch schon von weitem. An einem guten STANDORT, der leicht feucht und nährstoffreich ist, (meist in Misch- und Buchenwäldern), vermehrt sich der Bärlauch rasch und in großen Kolonien, so dass ganze Teppiche den Boden übersäen. Der Bärlauch hat einen würzigen GESCHMACK ist knoblauchartig und leicht scharf.

 

GESELLSCHAFT MIT ANDEREN PFLANZEN

Er nutzt den frühen Frühling, wenn die Bäume noch ohne Blätter sind und dadurch genug Licht auf den Boden scheint, und wächst verdrängend, großflächig (VERHALTEN). Im Sommer ist er schon wieder verschwunden (LEBENSDAUER). Oft wird vor der Verwechslung mit dem Aronstab, der Herbstzeitlosen oder den Maiglöckchen gewarnt. Aronstab und Herbstzeitlose haben ganz andere Blätter. Die ersten Maiglöckchenblätter kommen normalerweise erst später ab Mitte April aus dem Erdboden heraus. Es wachsen immer zwei Blätter aus einem Stiel. Wenn man den Bärlauch selber sammeln möchte, sollte man sich vorher die botanischen Kenntnisse aneignen, um mögliche Verwechslungen auszuschließen.

 

Blätter der Herbstzeitlosen

dreigeteilte noch grüne Samenkapsel

Ende Februar Anfang März

Im Vordergrund Blatt eines Aronstab, dahinter ein Bäraluchblatt


Das Wesen der Pflanze und Anwendungen

Schon in seinem Namen führt der Bärlauch den Namen Bär, als Symbol für Kraft, Macht, Dynamik und Fruchtbarkeit. Schaut man sich an, wie er sich im Frühjahr expansiv ausbreitet, auch durch seinen intensiven Duft alles durchdringt, kann man sich sehr gut vorstellen, dass er auch im Körper Stoffwechselprozesse anregt, durchputzt und neue Frühlingsenergie in den Körper bringt. Tatsächlich finden wir im Bärlauch mehr schwefelhaltige Verbindungen, als in seinem Bruder dem Knoblauch. Schwefelhaltige Heilpflanzen werden in der Phytotherapie zum lösen und binden von Quecksilber und Schwermetallen genutzt. Unterstützend dazu wirken stark verdünnte Frühlingstees  oder Wildkräuterbrühen mit z.B. Brennessel, Birkenblätter, Gänseblümchen, Giersch, Schafgarbe oder Vogelmiere.

 

Der Bärlauch räumt auf, hilft verhärtete Prozesse, wie wir sie beim Bluthochdruck finden, zu lösen,  beugt Ablagerungen in den Gefäßen vor, und kann bei erhöhten Cholesterinwerten eingesetzt werden. Auch die Lungen profitieren von seiner bronchienentspannenden Wirkung.

 

„Wohl kein Kraut der Erde ist so wirksam zur Reinigung von Magen, Darm und Blut wie der Bärlauch“ schreibt begeistert Kräuterpfarrer Künzle. Bärlauch hält die Darmflora gesund, das Allicin im Bärlauch wirkt gegen Bakterien, Viren, Pilze und Würmer und fördert die nützlichen Darmbakterien. Ein Tausendsassa und nicht verwunderlich, dass in der Volksheilkunde der Bärlauch zu einer entgiftenden Frühjahrskur, für eine sogenannte Blutreinigungskur  eingesetzt wird.

 

Für Bärenkräfte genießt man ihn am besten frisch in Salaten, Suppen oder auf einem guten Butterbrot. Als Pesto verarbeitet, vielleicht noch mit weiteren Frühlingskräutern wie Brennessel und Giersch, ist er ein echtes Geschmackserlebnis. Will man ihn auch während des Jahres nutzen ist es ratsam eine Bärlauchtinktur zu kaufen oder einfach selbst herzustellen. Getrocknet verliert er verliert er rasch seine Wirkung.

 

Maiglöckchenblätter

Oxymel (Sauerhonig) Auszug mit Bärlauch

Signaturenlehre


*Rezept Bärlauchtinktur*

Zutaten:

Ein großes Bündel Bärlauchblätter, 400 – 500 ml Alkohol (40%), ein Schraubglas

 

Zubereitung:

   Blätter klein schneiden. Ein Schraubglas locker damit befüllen. Mit dem Alkohol übergießen und vollständig bedecken.
   3 – 4 Wochen kühl und dunkel ziehen lassen. Zwischendurch immer wieder schütteln. Danach abfiltern, und in ein Tropffläschen füllen.                                                                                                    

Anwendung:

Langsam anfangen mit 3 x täglich 5 Tropfen dann auf 3x täglich 10- 20 Tropfen steigern.  Eventuell mit etwas Wasser einnehmen. Zur weitern Bindung von Schwermetallen kann zusätzlich Heilerde (z.B. von Luvos als Pulver oder in Kapseln) eingenommen werden.

 

Bitte beachten! Haftungsausschluss und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen: Die hier dargestellten Inhalte dienen ausschließlich der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung. Sie stellen keine Empfehlung oder Bewerbung der beschriebenen oder erwähnten diagnostischen Methoden, 

Behandlungen oder Arzneimittel dar. Der Text erhebt weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch kann die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Information garantiert werden. 

 

Die in diesem Artikel aufgeführten Rezepte und Behandlungshinweise verstehen sich ausschließlich als Lehrbeispiele und können daher keinesfalls die fachliche und individuelle Beratung durch einen Arzt/Ärtztin oder Heilpraktiker/Heilpraktikerin ersetzen. Die Einnahme der genannten Heilmittel wie auch die Anwendung der Rezepturen oder das Befolgen der Therapieempfehlungen geschieht stets auf eigene Verantwortung.

 

Es ist in jedem Fall ratsam, sich vor der Anwendung eines Heilmittels über mögliche Gegenanzeigen oder Nebenwirkungen zu informieren. Auch sollte die nur modellhaft angegebene Dosierung grundsätzlich überprüft und individuell angepasst werden. Bitte beachten Sie ebenso alle Warnhinweise und Anwendungsbeschränkungen der jeweiligen Beipackzettel. Die Therapieempfehlungen dürfen nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden immer den Arzt/Ärztin oder Heilpraktiker/Heilpraktikerin Ihres Vertrauens!

 

 

Literaturangaben:

Falk Fischer, Ganzheitliche Pflanzenheilkunde, 2017 Crotona Verlag

Roger Kalbermatten, Hildegard Kalbermatten, Pflanzliche Urtinkturen 4. Auflage 2009, AT Verlag
Kräuterpfarrer Johann Künzle, Chrut und Unchrut, 2008, AT Verlag

Olaf Rippe, Margret Madejsky, Die Kräuterkunde des Paracelsus, 2006 AT Verlag

 

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